Spätsommer in Florenz. Sonntag morgen. Erstmal Cappuccino und Cornetto Gönnung. Die Straßen noch wie leer gefegt vom Abend zuvor, die Stadt langsam am erwachen und das kleine Colazione bitter nötig um in den Tag zu starten.

Quecksilber soll heute auf sonnige 24 Grad klettern, was für Aussichten. Bello Bello.
Um 12 Uhr final auf dem Weg nach Tavarnuzze. Treffpunkt Haltestelle Pescaia Di Santa Rosa an der Ponte alla Carraia. Auch die nächste Cafe-Bar ist nicht weit. Gegenüber wartet die Ditta Artigianale mit dem was man am morgen so braucht: Feinen Espresso und all das was die Italo-Spezialitäten Küche so zu bieten hat.

Wenig später kommt die 37, Buslinie in den Süden Florenz. Auch Richtung Stadio Nesi. Immer noch die Heimstätte von Centro Storico Lebowski, immer noch Promozione, immer noch Wahnsinn, immer noch ein Gefühl von Heimat. Nach einer Saison voller Schwierigkeiten, voller Erwartungen und einer großen Überraschung hat sich das Fahrwasser rund um den Calcio Popolare Club wieder beruhigt. Borja ist noch da, der Trubel um Ihm aber merklich zurückgegangen. Die Unterstüzung für den Verein rund um den Globus mehr denn je und als Abschluß stieg einfach mal CSL Femile Calcio in die 3te Liga auf. Serie C. Gegnerinnen wie Venedig, Genua, Bologna, etc warten auf das kleine Lebowski. Was eine Story und was eine Aufgabe.

Zurück zum Sonntag. Heimspiel gegen Grassina steht auf dem Programm. Nach einem gelungenen Saisonstart mit 2 Siegen könnte man sich schon früh an der Spitze der Tabelle festsetzen. Angekommen in Tavarnuzze und schon reger Betrieb vorm Vereinsheim.

Grund hierfür ist “la DRUGOSTERIA, la Taverna errante”, die wandernde Taverne der Lebowski crew cuochi.

Um die vorhandenen Kochkünste allen anzubieten hat man kurzerhand eine Art Taverne in der Taverne ins Leben gerufen, welche zu den Heimspielen gli amici mit regionalen Speisen versorgt. So wurden z.b. Risotto ai funghi porchini oder Fusili al pomodoro credenzt. Natürlich Vino Rosso nicht fehlen oder man gönnte sich das Birra direkt von der Bar. Gibt es etwas besseres in einen Spieltag zu starten ? Ich glaube kaum. Mittagsessen mit den Liebsten bevor man in den Hauptteil des Tages übergeht. Dazu gesellte sich noch die spätsommerliche toskanische Sonne, was für ausreichend T-Shirt Wetter und beste Laune sorgte. Hach Italien, Hach Lebowski.

Gestärkt gings dann rüber zur Tribüne. Banner hängt und 30 Minuten vor dem Anpfiff wird schon gesungen. Durchgängig. Wenig später trudelten auch die gut gesinnten Tifosi aus Grassina ein. Ich schätze knapp 50 machten sich auf den Weg in den Süden von Florenz mit Bannern und Flaggen. Herrliches Bild muß ich sagen kurz vor Anpfiff. Die komplette Tribüne erstrahle in einer Choreo beider Teams ohne natürlich Flaggen, Banner zu vergessen. Nochmals, 6te Liga, Promozione also hier bei mir Berlin-Liga.

Das Spiel per se ist schnell erzählt. Lebowski machte das Ding für sich mit 2:1 klar. Pyro, Rauchbomben, Birra und Limoncello inklusive. Nicht nur, daß einem permanent, natürlich der Jahreszeit geschuldet, permant eine warme toskanische Brise durchs Haar weht, nein, Hingabe, Passion, Mentalita und vor allem viel, sehr viel lachende Gesichter machen den Besuch bei Lebowski immer wieder aus. Support gabs auch, dauerhaft, 90 Minuten ohne Wenn und Aber. Melodien für Millionen, Textsicher wie immer schallt es ins beschauliche Tavarnuzze hinein.

”Che confuzione, sara la Marihuana. Bevo la birra, tutta la settimana”

Moana Pozzi wäre wie immer stolz gewesen auf Ihre Curva ! Was will man mehr an einem Sonntag Nachtmittag ? Persönlich war mir wieder klar geworden, wie sehr ich genau diesen Fußball mag. Kein Glitzer, keine Teppichetagen, kein Eventgehabe, einfach nur Fußball welches als verbindendes Element dient um Menschen aller Couleur zusammenbringt. Immer wieder erstaunlich ist die Tatsache wieviele Frauen auf dem Gelände sind, wieviele Frauen aktiv in der Kurve stehen, Ihren Teil dazu beitragen Lebowski zu dem zu machen, was er nach innen wie außen repräsentiert. Wirklich einzigartig und zur Nachahmung absolut empfohlen. Ach ja, einen kleinen Rekord gabs an diesem Sonntag auch noch. Zuschauerzahl war Number of the Beast plus eins. Ganze 667 Zuschauer fanden sich im Campro Sportivo ein. Auch ne Ansage.

Abschiede sind immer schwer. Auch diesmal wieder, hat man doch über die Jahre kleine aber feine Freundschaften geschlossen. Pink Panther hats aber immer auf den Punkt gebracht. Ich komme wieder keine Frage, so sicher wie das Amen in der Kirche.

Nach dem Spiel ging es dann noch rein ins Firenzische Nachtleben. Also für mich nur Pizza und Bett, für meine Freunde noch in ne Bar. Selig vom Tag und all den Eindrücken sehnte sich mein Körper nur noch nach Bett und Ruhe und wieder einmal muß ich es laut sagen. Grazie Lebowski !

Als kleines Mitbringsel hat mich die Italo Coroni Variante erstmal für ein paar Tage ans Bett gefesselt, weswegen der Bericht erst so spät in meinen Blog findet. Mittlerweile hat CSL 4 von 5 Spielen gewonnen und steht auf Platz 2. Was will man mehr, was will man mehr.

Ach ja, eines noch zum Schluß: Boykott Qatar 2022. Also im Ernst !
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